Die Bahnstrecke zwischen Lüchow und Dannenberg ist für den öffentlichen Bahnverkehr genehmigt. Doch bevor im nächsten Jahren Sonderfahrten stattfinden können, muss die Strecke erst in Ordnung gebracht werden.
Bereits im Jahre 2001 hatte die Deutsche Regionaleisenbahn GmbH (DRE) die Bahnstrecke zwischen Dannenberg und Lüchow übernommen. Doch finanzielle wie organisatorische Gründe verhinderten bisher einen regelmäßigen Bahnverkehr zwischen den beiden Bahnhöfen.
Nächstes Jahr soll es nun soweit sein. "Zur Kulturellen Landpartie wollen wir Sonderzüge zwischen den beiden Orten fahren lassen," so unisono Rolf Schulze vom Fahrgastrat Wendland und Gerhard J. Curth, Geschäftsführer der DRE.
Wie Curth bei einem Informationstreffen am Freitag berichtete, hatte vor Jahren ein regionales Unternehmen Interesse daran gezeigt, Güterzüge von und nach Lüchow rollen zu lassen. Doch aufgrund von Betriebsumstruktierungen hatte sich dieser Plan zerschlagen.
Dabei wäre es durchaus möglich, Güterzüge von Hamburg bis nach Lüchow fahren zu lassen - die Gleisstruktur ist für diese Zwecke nutzbar. Doch wie gesagt: bevor Güter- und Personenverkehr angeworben werden kann, muss die Strecke erst einmal in Ordnung gebracht werden.
Mit einem speziellen Unimog wird in den nächsten Wochen die Gleisstrecke von Gras befreit. Zusätzlich muss noch Aufwuchs und über die Gleise gefallene Bäume und Äste entfernt werden. Einige ehrenamtliche Helfer stehen bereits zur Verfügung. Aber: "Bei vielen Arbeiten brauchen wir noch Hilfe - wie zum Beispiel beim Ab- und Anschrauben von Andreaskreuzen," so Rolf Schulze, der die Arbeiten im Wendland koordiniert.
So ganz freiwillig ist Sanierungsaktion nicht. Seit 2016 schreibt das reformierte Eisenbahngesetz vor, dass alle für den Betrieb genehmigten Strecken in einem Zustand zu halten sind, der die sofortige Befahrung durch Züge möglich macht. Und dafür gibt es eine Frist: bis Ende des Jahres muss auch die Strecke Lüchow - Dannenberg befahrbar sein.
Sind Sonderfahrten realistisch?
Schon öfters hatte die DRE in den vergangenen Jahren angekündigt, Sonderfahrten durchzuführen, doch es gab viele technische, juristische und organisatorische Hindernisse. Doch dieses Mal ist DRE-Geschäftsführer Curth sicher, dass es nächstes Jahr klappt: "Der Deutsche Bahnkundenverband (DBV) baut derzeit einen Fahrzeugpool auf, so dass Triebwagen zur Verfügung stehen, um Sonderfahrten durchführen zu können."
Zwischen Klötze und Salzwedel (ebenfalls eine DRE-Strecke) konnten derartige Fahrten schon erfolgreich durchgeführt werden, so Curth. "Es ist allerdings zur Zeit noch aufwändig, die zur Verfügung stehenden Triebwagen von der einen auf die andere Strecke zu schaffen," erläuterte Curth. Denn zwischen Salzwedel und Lüchow fehlt ein großes Stück Gleisstrecke: die Gleise zwischen Salzwedel und Wustrow sind längst abgebaut. So müssten die Triebwagen einen immensen Umweg fahren, um nach Dannenberg und somit nach Lüchow zu kommen.
Rolf Schulze ist optimistisch, dass es in absehbarer Zukunft gelingen wird, einen eigenen Triebwagen auf der Lüchower Strecke einsetzen zu können. Aber: es fehlen noch geeignete Lokführer. Und betriebswirtlich muss sich die Befahrung ja auch rechnen.
Immer noch Hoffnung auf eine Bahnstrecke Salzwedel - Lüchow
Auch auf der Agenda der DRE steht die Wieder-Inbetriebnahme der Strecke Salzwedel - Wustrow. Derzeit steht das Gelände der ehemaligen Bahnstrecke zum Verkauf. Die DRE würde die Strecke gerne kaufen. "Doch es fehlt der politische Wille, diese Strecke auch wieder beleben zu wollen," begründete Curth, warum die DRE noch zögert, dass Gelände zu übernehmen. "Sämtliche Gleise sind längst abgebaut, die Strecke ist stark überwachsen und auch die Übergänge müssten aufwändig wieder hergestellt werden." Eine vollständige Wiederherstellung würde Millionen kosten.
Für diese Kosten fehlt der DRE das nötige Kleingeld. Die Gesellschaft lebt hauptsächlich von den Trasseneinnahmen aus den rund 700 km Bahnstrecke, die die DRE in Deutschland betreibt. Notwendige Sanierungsarbeiten werden deshalb oft von ehrenamtlichen Helfern durchgeführt. Den kompletten Wiederaufbau einer längst stillgelegten Strecke kann die DRE nur mit öffentlichen Mitteln realisieren. Sprich: der öffentliche Wille muss zunächst da sein, um den Streckenanschluss zu realisieren. "Da ist die Politik gefragt," so Curth.
Auch im Wendland funktioniert die Sanierung nur mit freiwilligen Helfern. Die Strecke in Ordnung zu bringen, kostet rund 20 000 Euro. Zusätzlich kommen noch Kosten für Brückensanierungen und Erneuerung von Straßenübergängen auf die DRE zu. Da ist Hilfe von Ehrenamtlichen dringend gefragt.
Am 2. Dezember plant die DRE gemeinsam mit dem Fahrgastrad Wendland einen Arbeitstag, an dem sich auch Freiwillige beteiligen können. Interessierte können sich bei Rolf Schulze unter Tel. 0178 3800 578 oder per email: fahrgastrat.wendland@jpberlin.de melden.
Foto | Angelika Blank: Mit einem Unimog und vielen ehrenamtlichen Helfern will die DRE gemeinsam mit dem Fahrgastrat Wendland die Bahnstrecke Lüchow - Dannenberg wieder betriebsbereit machen. Rolf Schulze/Fahrgastrat Wendland (3. von links) und DRE-Geschäftsführer Gerhard J. Curth (rechts) planen, nächstes Jahr zur Kulturellen Landpartie auf dieser Strecke regelmäßig Sonderzüge fahren zu lassen.